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Heide Simonis
Ernennung zur Ehrenbürgerin des Landes Schleswig-Holstein


Laudatio
(Kurzfassung)
Torsten Albig

Oftmals in ihrem Leben war Heide Simonis Vorreiterin: 1976 mit 33 Jahren die jüngste Abgeordnete im Deutschen Bundestag, die erste Frau im Haushaltsausschuss, 1993 dann die erste Ministerpräsidentin in Deutschland – lange blieb sie die einzige.

In allen Ämtern war Heide Simonis herausragend kompetent und durchsetzungsstark. Wenn es um eine wichtige Sache ging, hat sie keinen Konflikt gescheut. Sie war sehr erfolgreich darin, andere zu überzeugen und zum Mitmachen zu bewegen. Vernetztes Denken war ihre Stärke, sie hat dort Kräfte gebündelt, wo Schleswig-Holstein besonders kompetent war. Zugleich hatte sie einen scharfen Blick für Zukunftsthemen.

In ihrer Amtszeit entwickelte sie Schleswig-Holsteins integrative Meerespolitik und schob eine große Gesundheitsinitiative an. Heide Simonis trieb auch den Ausbau der erneuerbaren Energien voran. Ihrer Weitsicht haben wir es zu verdanken, dass Schleswig-Holstein heute ein florierendes Gesundheitsland und Windland Nr. 1 in Deutschland ist.

Dabei hat Heide Simonis stets Politik für die Menschen gemacht: Sie war eine Ministerpräsidentin zum Anfassen, ihr Herz schlug besonders für die kleinen Leute. Sie ist authentisch geblieben, hat sich nicht verbiegen lassen, falsche Versprechungen oder populistische Parolen gab es bei ihr nicht. Stattdessen hat sie Probleme klar benannt. Mit ihr ist die Politik wieder näher an die Menschen herangerückt.

Schleswig-Holstein hat einen großen Sprung in die Zukunft gemacht. Und es ist selbstbewusster geworden. Dank Heide Simonis. Ich ernenne Heide Simonis zur Ehrenbürgerin des Landes Schleswig-Holstein.

Torsten Albig
Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein

Heide Simonis - Ernennung zur Ehrenbürgerin des Landes Schleswig-Holstein

Erwiderung (Kurzfassung)

Es ist mir eine große Freude, diese besondere Auszeichnung entgegennehmen zu dürfen. Und weil meine Freude so groß ist, muss auch mein Dank sehr groß sein.

So danke ich denn allen, die mich für die Ehrenbürgerschaft des Landes Schleswig-Holstein vorgeschlagen, dies befürwortet und dann so entschieden haben. Ich bedanke mich für die vielen schönen Worte heute – von Professor Snower, Bischöfin Wartenberg-Potter, Ministerpräsident Albig, Christian Schröder, für die schönen Stimmen – vom Chor der Musikhochschule Lübeck und für die vielen guten Erinnerungen, die für mich (und uns alle) damit verbunden waren.

Im Ertragen von Lob sind wir alle ziemlich belastbar. Aber eine Ehrenbürgerschaft wiegt richtig schwer. Deswegen wartet man ja mit der Verleihung meist so lange, bis die Dauer einer solchen Bürde irgendwie überschaubar wird….

Ich bin nicht in Schleswig-Holstein geboren, aber zu einer Schleswig-Holsteinerin geworden. Und dies aus guten Gründen. Es waren nicht nur die frische Luft und das blaue Wasser, die mich hierher gebracht haben. Es sind auch nicht die vielen Flohmärkte, obwohl die schon einen guten Grund hergeben würden. Es sind auch nicht nur die Rapsblüte im Frühling und das beeindruckende Wattenmeer an der Westküste. Ich mag vor allem die Menschen hier oben im Norden; und sie sind es, die mir immer wieder bestätigen, was für eine gute Entscheidung es war, nach Schleswig-Holstein zu kommen.

Ich erinnere mich gern daran, wie hier mein politisches Leben begann. In Kiel-Wik trat ich als Angestellte des Arbeitsamtes dem SPD-Ortsverein bei und lernte dort gleich eine der wesentlichen Voraussetzungen für erfolgreiche Politik kennen: Man muss in Sitzungen lange sitzen können. Als buchstäblich „frischer Wind aus dem Norden“ kam ich dann in den Bundestag nach Bonn. Fortan wurde Politik zu meinem Beruf, den ich viele Jahre ausübte, selten bereute, öfters mal verfluchte, aber meistens ungemein spannend fand - auch, weil immer was los war.

Eine besondere Herausforderung während meiner Zeit als Ministerpräsidentin war die anstehende Konversion und Modernisierung des Landes: Schleswig-Holstein war wegen seiner Lage und seiner Marinetradition während des „Kalten Krieges“ zu einem militärischen Aufmarschgebiet und Waffenarsenal geworden; es war daher eine große Aufgabe, die Konversion klug zu managen und dabei zugleich die strukturellen Schwächen des Landes auszubügeln.

Dankbar erinnere ich mich an die Zusammenarbeit mit den neuen baltischen Staaten – wie an die gesamte „Ostsee-Kooperation“. Das gilt besonders für Dänemark, zu dem Schleswig-Holstein, vermittelt über die jeweiligen Minderheiten in den Grenzregionen, sehr enge Beziehungen hat – und die sich, darauf bin ich stolz, weiter haben intensivieren lassen.

Es hat zwar länger gedauert, dennoch bin ich besonders dankbar, dass wir zu den Sinti und Roma ein entspanntes Verhältnis entwickeln konnten. Ihr Status als verfassungsrechtlich geschützte Minderheit zeichnet Schleswig-Holstein in einer ganz besonderen Weise aus. Die Minderheitenpolitik des Landes gilt als vorbildlich und wird in Europa allseits gelobt.

Natürlich waren meine fünf Jahre als Finanzministerin und zwölf Jahre als Ministerpräsidentin nicht nur von Erfolgen gekrönt – wem muss ich das sagen. Eine mich wirklich schmerzende Niederlage musste ich einstecken, weil es – trotz mehrerer Anläufe und viel Lob seitens der Presse - nicht gelang, die anhaltende „Verbeamtung“ zu bremsen, um den Pensionsfonds zu entlasten. Ich warte noch immer auf das Eingeständnis einiger Kontrahenten, sich an dieser Stelle geirrt zu haben….

Heute ist Schleswig-Holstein inmitten der Europäischen Union eine attraktive und selbstbewusste Region - wirtschaftlich, kulturell und touristisch. Wer offenen Auges durchs Land fährt, trifft auf eine schöne und saubere Umwelt, auf Leuchttürme der Wissenschaft, des Gesundheitswesens, der Bildung und Kultur, auf allseits gute Versorgung und sogar auf viele kulinarische Höhepunkte - vor allem aber auf großartige Menschen!

Günter Kunert, unser Dichter aus Kaisborstel, sagte einmal: „Ein Paradies gibt es nicht mehr auf Erden. Aber in Schleswig-Holstein bekommt man eine Vorstellung davon, wie es einmal ausgesehen hat“.

Ich bin glücklich, diesem Land gedient zu haben und danke für die große Unterstützung in all den Jahren durch Abgeordnete, Regierungsmitglieder, Vereine und Verbände bis hin zu zahlreichen Bürgerinitiativen, die unser Land mit vorangebracht haben. Es macht mich stolz, wie es heute dasteht. Die Ehrenbürgerschaft des Landes Schleswig-Holstein ist nun mein „Sahnehäubchen“, das ich tragen werde - und für das ich von ganzem Herzen danken möchte.

Heide Simonis


Mitwirkende (weitere Informationen im Programm)
- Professor Dennis Snower, Ph.D.
- Bischöfin a.D. Bärbel Wartenberg-Potter
- Chor der Musikhochschule Lübeck
- Chorleiterin Kerstin Behnke
- Christian Schröder, NDR
- Ewald-Weiß-Trio


Hier finden Sie die Textblätter als Download:
- Laudatio Torsten Albig
- Erwiderung Heide Simonis
- Programm
- Plakatfoto


30. Juni 2014

Wenn du immer nur das tust, was du kannst, wirst du immer das bleiben, was du bist - Heide Simonis