Autorin


Audiolino Verlag
Hamburg 2018, 16,90 Euro
3 CDs, Lauflänge 234 Minuten
Gelesen von Marie Kienecker und Peter Kaempfe
ISBN 978-3-86737-306-7

Drei Rheintöchter - Ein Hörbuch

Von PETRA HAASE, Redakteurin der LN


Drei Rheintöchter - Hörbuch
Heide Simonis, Barbara Steinhardt-Böttcher und Dodo Steinhardt (v.l.).
Sie treffen sich immer noch regelmäßig.


Kiel. Heute feiert Heide Simonis, Schleswig-Holsteins ehemalige Ministerpräsidentin, ihren 75. Geburtstag und hat sich selbst ein schönes Geschenk gemacht: die Kindheitserlebnisse von ihr und ihren beiden Schwestern aus der Bonner Nachkriegszeit sind jetzt als Hörbuch erschienen.

"Unser Vater wollte nie so werden wie die Rheinländer - Gott bewahre... Wir Kinder waren nicht wie alle anderen Kinder Blagen. Er nannte uns: meine Piesepampels, meine Mischpoke." So beginnen die Erinnerungen der drei Schwestern. Bereits vor zehn Jahren sind sie als Buch "Drei Rheintöchter: Eine Kindheit am Rhein nach 1945" erschienen. Dass sie nun als Hörbuch vorliegen, ist ein Herzenswunsch von Heide Simonis und ihrem Ehemann Udo.

"Wir haben einmal in Kiel die Schauspielerin Marie Kienecker erlebt, die aus Heides Büchern gelesen hat. Sie hat nun ganz wunderbar die 'Rheintöchter' gelesen und sich sehr in den Text hineinversetzt, sich sogar den Bonner Dialekt angeeignet", sagt Udo Simonis. Beim Hamburger Audiolino-Verlag konnten sie die drei CD's aufnehmen und haben auch gleich einen Verleger gefunden.

Gelesen wurden die Texte aus dem Buch, nur anders geordnet. Darin mischen sich sehr private Erinnerungen mit Beobachtungen aus dem Bonn der Nachkriegszeit, schrulligen Originalen wie "dat Gisel" und "Tante Liss" wird ein kleines Denkmal gesetzt. Heide Simonis, 1943 in Bonn geboren, ist die erste von drei Töchtern von Horst und Sophia Steinhardt.

Ihre Schwestern heißen Doris "Dodo" und Barbara. Die Älteste war ernst und kränklich. Viele Jahre musste sie in Heimen zubringen, fern der Familie. Die Mittlere war sehr gut in der Schule und hatte eine eiserne Disziplin. Und die Jüngste war der Sonnenschein der Familie. Ein blondes Engelchen, das alle Herzen im Sturm gewann. Ihr Vater stammte aus einer Königsberger Kaufmannsfamilie, ihre Mutter aus einer rheinischen Handwerkerfamilie. Nach seiner Kriegsrückkehr arbeitete der Vater bei der damaligen Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung in Bonn und wurde Verwaltungsdirektor. Die Mutter war kurzzeitig zweite Sekretärin des damaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer.

Mit gemischten Gefühlen erinnern sie sich an die Eltern. Da war die strenge, viel beschäftige Mutter, die daheim das Sagen hatte, die auf dem Schwarzmarkt mit viel Geschick Lebensmittel für die Familie organisierte, die den Karneval liebte und den Kindern altes "Hasenbrot" als Delikatesse anbot. Da war der sanfte, liebevolle Vater, den die Kinder vergötterten. "Selbst wenn wir Schwestern den schlimmsten Streit hatten, haben wir uns verbündet, wenn es gegen unsere Mutter ging", hat Heide Simonis einmal über das Dreimädelhaus gesagt.

Die Nachkriegskindheit wird lebendig in den Erzählungen. Es herrscht munteres Treiben in der Husarenstraße. Die Wohnküche ist der Treffpunkt, hier werden Klatsch und Schwarzmarktware ausgetauscht, und der einzige Ofen wird immer warmgehalten. Von Geld hatten die Schwestern "nicht die geringste Ahnung", aber sie merkten, dass es zwischen den Eltern "nervöse Spannungen" bei diesem Thema gab. Die Schwestern vergöttern die Eiskunstläuferin Gundi Busch und sehen im Kino "Heidi und ihre Welt" und "Vom Winde verweht". Nicht immer eine leichte, aber dennoch schöne Kindheit.


Bericht in den "Lübecker Nachrichten" vom 04. Juli 2018.

Drei Rheintöchter - Hörbuch
Barbara, Heide und Dodo (v.l.) auf einem Foto Anfang der 1950er Jahre.
Bild: LN, 04.07.2018
Drei Rheintöchter: Hörbuch

Drei Rheintöchter: Hörbuch von Heide Simonis und ihren Schwestern